Europa im Zeichen Mariens

25.01.2024

Schwarze Madonna, Wunder, Pilger – nicht nur im Bistum Regensburg denkt man bei diesen Begriffen an den größten deutschen Marienwallfahrtsort Altötting. Schließlich ziehen jährlich bis zu 8.000 Fußwallfahrer die 111 Kilometer von der Oberpfalz nach Oberbayern. Doch so gelten auch viele weitere Pilgerstätten in Europa, deren sieben bedeutendsten sich zur Arbeitsgemeinschaft „Shrines of Europe“ zusammengeschlossen haben.

Im Chamer Maristenhaus auf dem Gelände der Marienrealschule Cham wurden in einem äußerst informativen und unterhaltsamen Vortrag diese Zentren der europäischen Marienverehrung dargestellt. Als Referent konnte der Schulleiter der Marienrealschule, Christian Haringer, gewonnen werden, der seine geschichtlichen Kenntnisse seit einigen Jahren auch bei den Chamer Erlebnis-Stadtführungen unter Beweis stellt. Mehr noch als mit der Chamer Stadtgeschichte ist Haringer allerdings in der Orts- und Wallfahrtsgeschichte seines Geburtsortes Altötting beheimatet, wo er regelmäßig als Autor und Vortragsredner in Erscheinung tritt.

Ausgehend von Altötting spannte Haringer den Bogen zuerst zum größten italienischen Marienwallfahrtsort Loreto, wohin der Legende nach Engel das Geburtshaus Mariens von Palästina über das Mittelmeer nach Italien gebracht hatten. 1991 unterzeichneten Altötting und Loreto eine offizielle Städtepartnerschaft, der sich in den nächsten Jahren weitere Wallfahrtsorte anschlossen: Tschenstochau in Polen mit der bekannten Marien-Ikone, angeblich ein Kunstwerk aus den Händen des Evangelisten Lukas, und die beiden berühmten Orte mehrerer Marienerscheinungen Fatima in Portugal und Lourdes in Frankreich. So kam es schließlich im Jahr 1996 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Shrines of Europa“. Die Mitglieder zeichnen sich durch die Tatsache aus, dass sie das jeweils größte Marienheiligtum ihres Landes sind. Folglich traten in den nächsten Jahren auch noch die altehrwürdigen Pilgerstätten Mariazell in Österreich und Einsiedeln in der Schweiz der Gemeinschaft bei.

Trotz aller Internationalität schaffte der Referent es immer wieder, auch lokale Bezüge herzustellen. So erinnern die Striemen im Gesicht der Tschenstochauer Ikone an einen Hussiten-Überfall, ähnlich wie bei unserem Gnadenbild in Neukirchen beim Heiligen Blut. Auch der weitverbreitete Brauch der Lourdes-Grotten wurde angesprochen, schließlich verfügte das alte Studienheim St. Josef und später auch die Maristen-Realschule über eine derartige Grotte. Haringer ging auch näher auf die so genannte Lauretanische Litanei ein, die im Wallfahrtsort Loreto entstanden ist. In ihr werden der Gottesmutter Maria verschiedene Ehrentitel zugesprochen. Fünf dieser Ehrentitel sind in den Glasfenstern der Studienheim-Kapelle verewigt.

Als Abschluss dieses aufschlussreichen Vortrags schilderte Haringer noch die aktuelle Zusammenarbeit der sieben Marienorte. Diese reicht von gemeinsamen Auftritten bei Tourismusmessen über gegenseitige Besuche und Schüleraustausche hin bis zu bayerischen Bierfesten in Loreto oder einem gemeinsamen Friedensappell an den russischen Diktator Wladimir Putin.

Die Organisatorin und pädagogische Referentin des Maristenhauses, Johanna Aschenbrenner, bedankte sich herzlich mit einem kleinen Geschenk bei dem Referenten und zeigte sich begeistert über den unterhaltsamen Vortrag vor vollem Haus.

Das Chamer Maristenhaus etabliert sich Stück für Stück als neue Chamer Kultureinrichtung, in der neben religionsgeschichtlichen und theologischen Vorträgen auch gesellige Veranstaltungen und Workshops angeboten werden. Nähere Informationen findet man auf der Homepage www.maristenhaus-cham.de.

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