Was ist eigentlich ein Sakrament?

18.04.2024

Eine vermeintlich einfache Frage stand im Mittelpunkt eines Vortrages im Chamer Maristenhaus auf dem Gelände der Marienrealschule: „Was ist eigentlich ein Sakrament?“. Die Antwort darauf lieferte der Referent des Abends Pfarrer Dr. Franz Haringer, Leiter des Papstgeburtshauses in Marktl am Inn und bischöflich Beauftragter für die Erwachsenenbildung im Bistum Passau.

In seinen theologisch fundierten, dennoch aber sehr verständlichen Ausführungen ging Dr. Haringer zuerst auf die Bedeutung des Wortes „Sakrament“ ein, unter dem man in der Antike den Fahneneid der römischen Soldaten verstand. Dieser Akt hatte damals bereits quasi eine religiöse Dimension und somit wurde der Ausdruck von den frühen Christen übernommen. Sie sahen in den Sakramenten wie Taufe, Firmung oder Priesterweihe heilige Zeichen, in denen sich Gott den Menschen gegenwärtig machte und sie dadurch veränderte. „Sichtbare Zeichen werden durch das Wort gedeutet, so dass in ihnen Gottes unsichtbare Kraft wirkt“, so erläuterte der Referent die Grundaussage jedes Sakraments.

Die frühe Kirche kannte mehr als 30 Sakramente, ehe sie sich dann vor genau 750 Jahren auf dem 2. Konzil von Lyon 1274 auf die jetzt anerkannte Zahl von sieben beschränkte. Allen Sakramenten ist gemeinsam, dass sie biblische Handlungen Jesu aufgreifen. So entsprechen zum Beispiel die Krankenheilungen und das Letzte Abendmahl den heutigen Sakramenten der Krankensalbung und der Eucharistiefeier. Heutige Christen können durch die Sakramente somit das Leben und Wirken Jesu vor 2000 Jahren aktiv erleben. So wie er damals die Menschen durch seine zeichenhaften Handlungen verändert habe, so verändern die Sakramente immer noch die Menschen. Durch die Taufe wird man in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen, durch die Firmung erhält man die Stärkung durch den Heiligen Geist. Dr. Haringer fasste dies mit den Worten Papst Leo des Großen aus dem 5. Jahrhundert zusammen: „Was an unserm Erlöser damals sichtbar war, ist jetzt in seine Sakramente übergegangen.“

Dass sich die heutigen Menschen durchaus für solche theologische Fragestellungen interessieren, bewies der vollbesetzte Vortragsraum des Maristenhauses. Die pädagogische Referentin des Maristenhauses Johanna Aschenbrenner zeigte sich hoch erfreut: „Man spürt, dass die Menschen mehr über ihren Glauben wissen wollen. Gerade in diesen Zeiten, in denen vieles in Frage gestellt wird.“ Daher laufen schon die Planungen für eine Fortsetzung dieses gelungenen Abends, sodass sich daraus ein kleiner Glaubenskurs entwickeln könnte. Das Maristenhaus auf dem Schulberg ist auf jeden Fall die passende Örtlichkeit dafür.

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