„Die Hoffnung, dass die Hölle leer ist“

Das Maristenhaus beschäftigte sich mit den „Letzten Dingen“ des Lebens

 

Die „Letzten Dinge“ eines christlichen Lebens standen bei einem Vortrag des Chamer Maristenhauses im Mittelpunkt: Himmel und Hölle, Sterben und Ewiges Leben. Und um es gleich vorwegzunehmen: Wer Verdammnis, Höllenqualen und die Schrecken des Jüngsten Gerichts erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Die zahlreichen Besucher gingen vielmehr gestärkt, vielleicht auch erleichtert, aber auf jeden Fall gut informiert nach Hause.

Der Referent des Abends, Pfarrer Dr. Franz Haringer, Theologischer Leiter des Papstgeburtshauses in Marktl am Inn, schaffte es, schwierige theologische Inhalte auf leicht verständliche, teilweise sogar unterhaltsame Art zu vermitteln. So erklärte er, dass ab den 1950er Jahren junge Theologen wie Hans Urs von Balthasar oder Joseph Ratzinger diese „Letzten Dinge“ und wie die Kirche darüber dachte, revolutionierten. Während früher Himmel und Hölle mehr als Orte angesehen wurden, in die man je nach individuellem Lebensstil zugeteilt wurde, so stellten diese vor allem die menschliche Beziehung zu Gott und den Mitmenschen in den Mittelpunkt, um die uralten Begriffe Himmel und Hölle zu definieren.

Christen sollen sterben, wie Jesus am Kreuz gestorben ist: Er ergab sich dem Willen seines Vaters und verzieh zugleich dem spottenden Räuber, der neben ihm hing. Und auch die Vorstellung von der Auferstehung orientiert sich am Vorbild Jesu. Die unsterbliche Seele wird sich am jüngsten Tag mit dem erneuerten Leib verbinden. Als Jesus nach drei Tagen aus dem Grab erstand, wurde sein verwandelter Leib zuerst von den Jüngern auch nicht erkannt: Er war derselbe, aber doch erneuert.

Besonders die Ausführungen zu Himmel, Hölle und Fegefeuer faszinierten die Zuhörer. So erläuterte Dr. Haringer, dass die Hölle von der Kirche als „selbstverschuldete Gottesferne“ angesehen werde, wenn Menschen unfähig zur Liebe und zur Gemeinschaft mit Gott und den Menschen seien und sich im Egoismus verkrümmen. Der Himmel dagegen bedeute die vollendete Gemeinschaft mit Gott, den Mitmenschen und der Schöpfung. Diese Gemeinschaft beginne bereits mit der Taufe. Im Fegefeuer werde der Mensch geläutert und auf die bereits zugesicherte Gemeinschaft mit Gott vorbereitet. Haringer berief sich bei seinem Vortrag oft auf den Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988). Laut ihm habe der Mensch die volle Freiheit, die Einladung Gottes in den Himmel anzunehmen. Zugleich, so der Theologe, gebe es geradezu die Pflicht, zu hoffen, „dass die Hölle leer ist“.

Die pädagogische Referentin des Maristenhauses und Organisatorin des Abends, Johanna Aschenbrenner, bedankte sich bei Dr. Haringer mit einem passenden Geschenk, einer Flasche Wein vom fränkischen Weingut „Ewig Leben“.

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